Unfall in Efringen-Kirchen am 1.4.2004

ICE rammt Traktor - knapp an einer Katastrophe vorbei


Man hätte meinen können, es handle sich um einen Aprilscherz. Am 1.4.2004 kam es zu einem Unfall, als ein ICE 3 bei Efringen-Kirchen in einen Traktor rast. Am Vormittag des 1. April 2004 stürzte ein 40-jähriger Winzer mit seinem Traktor beim  Pflügen der Weinberge von 20 Meter Höhe auf die Gleise der Bahnstrecke Basel – Freiburg. Der mit 80 km/h herannahende ICE 600 Basel – Dortmund fuhr dabei in den Traktor und schliff ihn 300 Meter weit mit. Dabei sprang der Endwagen des ICE 3 aus den Schienen.

Fast wäre es zu einer Katastrophe gekommen. In dem Moment, als der Endwagen des ICE 3 mit dem Traktor kollidierte und aus den Schienen sprang, schrammte er den letzten Wagen (801 854) und Triebkopf (401 585) des entgegenkommenden ICE 271 aus Basel. Größerer Schaden entstand dabei nicht. Der ICE 271 konnte seine Fahrt weiterhin fortsetzen, nachdem er im nächsten Bahnhof inspiziert wurde. Nach Angaben des Frankfurter Bahn-Sprechers Martin Walden hatte der hintere Zugteil eine Delle sowie Kratzspuren; eine Tür sei defekt gewesen. Der Zugführer und auch die Passagiere hätten nichts gemerkt und seien erst über Funk informiert worden. Wäre der ICE 271 langsamer gewesen, wären beide Züge frontal zusammengestoßen. Aufgrund der bergigen und kurvenreichen Strecke konnte der ICE diese Stelle auch nur mit 80 km/h passieren.

Es wahren bis zu 100 Helfer, Polizisten, Rettungskräfte und psychologische Betreuer vor Ort. Die 100 Fahrgäste wurden gegen Mittag in den intakten hinteren Zugteil des Zuges (ICE „Solingen“) gebracht, der mit einer Diesellok in den nächstgelegenen Bahnhof Efringen-Kirchen gezogen wurde. Dort konnten alle ihre Weiterreise in Richtung Freiburg mit Bussen fortsetzen. Die Bahnstrecke Basel – Freiburg wurde komplett gesperrt. Nach dem Unfall kam es im deutschen und im schweizerischen Bahnverkehr zu erheblichen Behinderungen. Der Güterverkehr zwischen Mannheim und Zürich wurde komplett eingestellt. Für den Nahverkehr wurden Ersatzbusse eingesetzt. An dem beschädigten Gleis mussten über Nacht zirka 40 Betonschwellen und 100 Meter Gleis ausgewechselt werden, ein Oberleitungsmast wurde gerichtet. Eine Bahnsprecherin in Stuttgart erklärte, seit kurz vor 05.00 Uhr sei die Strecke wieder komplett befahrbar gewesen.

Bei dem Zusammenstoß wurde ein Fahrgast leicht verletzt. Ebenso erlitt der Lokführer des ICE 600 einen Schock und leichte Schürfwunden. Der Winzer wurde schwer verletzt. Anwohner von Istein sagten aus, das der Traktorfahrer nur eine Aushilfe gewesen sei und den Weinberg nicht kannte.
Politiker und Anwohner der Region forderten nach dem Unfall die Bahn auf, die Sicherheit entlang der Strecke, die inzwischen wieder komplett freigegeben wurde, zu erhöhen. Beim geplanten Ausbau der Strecke von derzeit zwei auf zukünftig vier Gleise müssten Sicherheitsfragen stärker als bisher berücksichtigt werden.

Nach dem Unglück ermittelten die Staatsanwaltschaft und der BGS gegen den Winzer. Er musste sich wegen schweren Eingriffs in den Bahnverkehr verantworten. Der Traktorfahrer konnte nach dem Unfall kurz befragt werden. Demnach hatte er zwar den Traktor an der Kante oberhalb des Kirchbergtunnels rechtzeitig abgebremst und ausgekuppelt, versehentlich aber nicht den Antrieb des speziellen Bodenlockerungsgeräts ausgeschaltet. Nach dem darauf folgenden Absturz auf die Schienen habe er sich noch selbst aus der verglasten Fahrerkabine retten können.

Der beschädigte Teil des Tz 321 wurde in Krefeld aufgearbeitet. Im Mai 2006 entstanden dabei nachfolgende Fotos. An dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön an www.wagenmeister.de!

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