ICE-Achse bricht in Köln am 09.07.2008

Der Achsbruch von Köln am 09.07.2008


Am 9. Juli 2008 kam es bei ICE 518 in Köln zu einer Entgleisung bei Schrittgeschwindigkeit auf der Hohenzollernbrücke. Er kam nach einer Notbremsung zum stehen, nachdem der Radsatz über Schwellen ratterte. Schon vor Köln waren laute Geräusche zu hören Verletzt wurde niemand, die Reisenden konnten selbst zu Fuß zum Bahnsteig zurück kehren. Bei höheren Geschwindigkeiten hätte ein Unglück wie in Eschede passieren können. Betroffener Triebzug war 310 (gekuppelt mit Tz 358). Grund dafür war der Bruch einer Treibradsatzwelle aus dem Werkstoff 34CrNiMo6. 34CrNiMo6 ist ein vergüteter Legierungsstahl für höhere Beanspruchungen. Er erhält durch die Vergütung eine Festigkeit von Festigkeit von 800 – 1400 N/mm² und ist für höchst beanspruchte Teile nutzbar. 

Aufgrund von Gefahr in Verzug ordnete das EBA mittels einem Bescheid zum 10.7.2008 die Stilllegung aller ICE 3 an, bei denen die Ultraschallprüfung mehr als 60.000 km zurück lag. Außerdem wurde die Ultraschalluntersuchung durch das EBA von 300.000 km auf 60.000 km und später auf 30.000 km zurück gesetzt. Betroffen waren 61 von 67 Triebzügen, es fielen hunderte Verbindungen aus und wurden soweit wie möglich durch Ersatzzüge ersetzt. 

Bis Mitte 2009 wurden mehrere neue Ultraschallanlagen von der DB beschafft, es wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. Auch im ICE-Werk in München gibt es eine extra Abteilung für Ultraschall, wo die Hohlwellen der ICE-Triebzüge in mehreren Stunden mittels Ultraschallanlagen untersucht werden können. Weiterhin wurde im Juli 2009 das Ermittlungsverfahren gegen die Deutsche Bahn eingestellt. Mitarbeitern der DB seien keine Pflichtverletzungen bei der Eingangskontrolle der Radsatzwelle vorzuwerfen hieß es. Der Grund für den Bruch sei laut BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung ein Schwingriss mit Restgewaltbruch als Folge. Es wurden Einschlüsse, die nichtmetallisch sind, gefunden. Sie wurden weder bei der Herstellung noch bei der Abnahme erkannt. Auch waren die Inspektionsintervalle zu Beginn noch zu lang. 

Siemens, Bombardier und die Deutsche Bahn einigten sich und gaben am 12.10.2009 bekannt, dass neue Treibradsatzwellen für den ICE 3 entwickelt werden sollen. Sie sollen aus dem Material 25 CrMo4 (Abkürzung EA4T) bestehen. Betroffen sind 1.200 Radsatzwellen. Die Gesamtkosten von ca. 84 Millionen Euro soll der Hersteller tragen.

Die Zulassung der neuen Radsatzwellen war für Ende 2010 geplant, ein Einbau sollte ab 2011 erfolgen. Im Februar 2012 standen dann die neuen Wellen zur Verfügung, 2013 waren sie vollständig prodziert. Aufgrund des höheren Gewichts besteht das EBA auf eine Neuzulassung und Testfahrten jedes einzelnen Triebzuges. Nach Verzögerungen erfolgte die Zulassung der Wellen nun Ende Oktober 2014, der Umbau begann danach und soll 2016 abgeschlossen sein. Dann müssen die ICE 3-Züge nicht mehr so häufig ins Werk, sondern können wieder 240.000 km am Stück fahren.


Hier berichtet ein Fahrgast: http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/wie-ein-leser-das-ice-chaos-in-koeln-erlebte-aid-1.2024088 

Eine sehr ausführliche Präsentation über die Schadensanlasyse des Radsatzes der BAM: http://www.bahn-fuer-alle.de/media/docs/2008/BAM-Nov-08-Radsatzwelle.pdf